Frankreich '09

Paris, 27.04.09

Mitbringsel von der Reise
Mitbringsel von der Reise

Ich bin tatsächlich in Paris. Unsere Herberge (1-Stern-Hotel) liegt in einem Viertel, voll mit Schwarzen und Arabern, mitten von Häusern, Kreuzungen und Gässchen. Gleich an der Ecke liegt MCDonald's - hier kann man ewig sitzen und Menschen beobachten. Neben mir ist ein schwarzhäutiges Paar - sie ist wohl Studentin, er Mentor, das Leptop ist aufgeklappt. Hier findet eine Lehreinheit statt. Ich sitze in so einem Glaskasten und kann den Passanten zusehen. Ich liebe Paris, auch den Dreck dieses übervölkerten Viertels schreckt mich nicht ab: hier lauern menschliche Geschichten auf einen, der Interesse dafür hat.
Ich vermute hinter jedem Menschen eine Story. Die hübschen jungen Frauen mit langen Beinen in Jeans und wallenden Locken im Rücken - alles um der Liebe des Lebens zu begegnen und dem tristen Alltag der eigenen Existenz zu entkommen; an der Ecke steht eine Zigeunerin und bettelt um Almosen. Ein Säugling liegt im Kinderwagen, der eigentlich für ältere Kinder zum Sitzen bestimmt ist, - sie hat das Baby gerade gestillt. Ihre Tochter, etwa 10 Jahre alt, schwirrt in der Nähe herum und bettelt die Leute an. Es sind Ferien, die Kleine ist erfogreich. Die verlegenen alten Männer geben ihr etwas in die Hand, erkundigen sich nach ihrem Alter und schicken sie weg, wenn sie noch mehr will, für das Baby, statt einfach Danke zu sagen.
Vor mir baut sich eine Musikergruppe auf: eine junge Frau im Kleid über die weite schwarze Hose, lockiges Haar, rauchend und geschäftlich sprechend mit ihren Partnern - Öko-typen, würde mein Sohn sagen, für mich sind es einfach Hippies, - der Notenständer in der Mitte. Sie stehen ganz ruhig und achten nicht auf die Welle eilender Menschen, die um sie herum welzt. Ich wurde abgelenkt. Und die Musiker - oder eher Musikstudenten sind von der Welle weggespült.

Am Nachmittag gehen wir in eine Ausstellung "Une image peut en cacher une autre » Arcimboldo, Dali, Raetz in: Galeries nationales (Grand Palais, Champs Elysées). Am interessantesten waren nicht die ausgestellten Bilder und Installationen mit optischen Täuschungen, sondern die Menschen, vor allem die Frauen und ihre Kleider, Meisterwerke der modernen Modeschöpfer. Die Frauen meines Alters und auch Ältere, die mit der Mode gehen und sie auch tragen, das habe ich mit Interesse betrachtet: die extravaganten Röcke mit verspielten Säumen und Rüschen, Jacken mit Applikationen und Stickerein, Crashstoffe - auf Vollschlanken geschmackvoll in Szene gesetzt.

Die Träger der langweiligen Kleidung entpuppten sich als Deutsche: praktisch, alltagstauglich, ohne jegliche Ansprüche.

Auch wenn das Wetter mitmacht, sind viele Pariser in dicken Winterjacken. An der Saine bläst ein starker Wind und möllert den Staub aus den Ecken in die Augen und die Nase, verstopft die Lunge. Wir veriren uns in ein Cafè und lassen es uns gut gehen.

Ausstelung in Paris: Hase oder Ente?
Ausstelung in Paris: Hase oder Ente?
In einem Pariser Cafè
In einem Pariser Cafè

Französische Impressionen

Tag 2

28.04.09

Paris, Bahnhof, QUICK-RESTAURANT

 

Wir warten auf unseren Zug nach Toulouse. Am Morgen nach dem Aufwachen zum MCDonald's gegangen: Frühstück-Brunch. Der Kafeee schmeckt hier gut, ich entwickle mich zu einem Kaffeejunkey. Julez hat sich wieder ins Bett gefallen: die durchgezechte Nacht vor unserem Urlaub liegt noch in den Knochen. Sie entschuldigt sich mit einem verlegenen Lächeln, als ich eine Stunde später wieder auftauche - meine Baldriantabletten hätten die ganze Arbeit geleistet- und scheucht mich in die Kaufhalle, unser Reiseproviant zu besorgen. Wir sind 5 Stunden unterwegs. Meine Tasche kann ich mit Mühe und Not tragen, als ich zurück bin. Nach dem Ausschecken geht's erstmal zum Chinesen: Sushi-Frühstück dür das Kind; ich nehme mir ein Kännchen Tee. Die Fahrt zum Bahnhof dauert, obwohl wir mir der U-Bahn ohne Umsteigen fahren. Wir haben dann 1,5 Stunden Zeit bis zur Abfahrt und entscheiden uns für einen Espresso. Es schmeckt exzellent, aufmunternd. In der Halle zieht es aber, die frechen Spatzen fliegen einem ins Gesicht oder scharf vorbei und beklecken dabei die Gäste mit ihrer klebrigen Brühe. Wir ziehen weiter und finden im QUICK-RESTAURANT ein warmes Plätzchen mit Internet-Zugang. Dass die anderen Gäste nit ihren vollen Tabletts nach freien Plätzen irren, stört uns wenig. Es ist hier warm, wir sind satt und zuzweit, hinter den Fenstern tobt Pariser Frühling mit aufrechten Kastanienkerzen in Vollblüte. Das Leben (unser Leben) ist schön.  Ich überlege, wie ich in Paris einen ganzen Monat verbringen kann. Als Studienreise. Oder als Künstlerreise?

 

2.05.09

Toulouze

Wir sind durch den Süden gereist: Toulouze-Montpellier.

In Toulouze war das Wetter durchwachsen, es regnete auch oft - aprilmäßig wechselhaft: wenn die Sonne schien (nur sporadisch am ersten Tag ), dann war es warm, amsonsten unerträglich kalt. Und im Koffer lagen nur Sommersachen. Meine arme Tochter war da noch schlimmer dran. Aber wir schlugen uns durch, der Espresso an jeder Ecke wärmte erstmal auf. Ich habe mich auf den Campus verirrt, mir die Bibliothek angesehen und die vom Regen durchnäßten Sachen getrocknet, bevor ich wieder in den Regen rausging. Es ist eine große moderne Bibo mit vielen Lesesäalen, wie in Manchester, wo ich damals etliche Stunden  verbracht habe. ( http://w3.bu-centrale.univ-tlse2.fr/pres.html ) Julez hat mich am nachmittag murrig im Park eingesammelt und nervte andauernd, bis wir was beim QUICK  gegessen haben. Erst dann wurde es mit ihr und mit dem Wetter besser. Wir haben uns die Innenstadt angeguckt. Es waren viele junge Leute unterwegs, ungewöhnliches Straßenbild für Deutschland, wo meistens die alten Menschen auf Achse sind. Ich habe Julez an jeder Ecke und vor jedem lohnenden Laden verewigt, viele Passanten- und Straßenszenenfotos gemacht. Und natürlich Schaufenster gnadenlos fotografiert: meine Ideen! Irgendwann sind wir an einem Laden vorbeigekommen,  wie aus Steven King's NEEDLES THINGS: da drinne saß ein älterer Mann, sehr scharmant, etwas füllig, graue Haare um die Glatze und sprach Deutsch. Und bei ihm wurde ich richtig fündig: schöne große Knöpfe und - PUPPENAUGEN mit Wimpern!!! - alles sehr preiswert. Für den  nächsten Tag hat er versprochen, noch weitere Pupppenaugen von Zuhause zu bringen. Für professionell wirkende Puppen sind echtaussehende Augen halbe Miete! Später im Cafe habe ich sofort ein Gesicht für meine Puppe entworfen. Julez war auch friedlich, weil sie eine SMS von ihrer erkrankten neuen Flamme bekommen hat.
Abends im Hotel haben wir uns den Bauch mit den Köstlichkeiten aus der Kaufhalle vollgeschlagen und zusammen für J. Unterrichtsvorbereitung für die nächste Woche gemacht. Ihre Mentorin hat ihr eine strenge E-mail deswegen geschrieben. Also habe ich J. meine in der Russischstunde erprobte Idee von Brainstorming in Segmenten beigebracht. Sie war zufrieden und ich denke,  Evelin bleibt auch zufrieden, denn bei dieser Idee ist jeder Schüler am Arbeiten und nicht nur der Lehrer.

Am zweiten Tag war das Wetter schöner.  Toulouse erinnert an Spanien.

Toulouse -  la ville en rose, da fast alle Gebäude aus rosafarbenen oder eher orangefarbenen Backsteinen gebaut sind. Die Innenstadt mit verwinkelten Gassen und voller Leben auf den Straßen lockte immer noch, und trotzdem liefen wir zum Fluß und genossen den warmen Tag in der Sonne bevor es am nächsten Tag weiter nach Montpellier ging, die Stadt im Süden von Frankreich, die nur 2 Stunden  von hier entfern ist.

 

Aus einer E-Mail von Julez an ihre Großeltern:

"Frankreich ist so vielfältig. Es gibt immer wieder was Neues zu entdecken. Muttsch blüht hier richtig auf. Sie beherrscht die Sprache nicht, aber das macht ihr überhaupt nichts aus, sie quatscht die Leute trotzdem mit Deutsch voll und diese nicken nur ganz ängstlich...  Vor zehen Jahren waren wir ja schon mal in Paris, da war ich aber noch die Kleine,  auf die man aufpassen muss und heute nehme ich Muttsch an die Hand...

Mutti ist wie ein Papparazzi unterwegs und macht jede Menge Bilder. Ich bin schon genervt, aber euch und Paps wird es sicherlich interessieren."

 

 

http://www.de.toulouse-tourisme.com/accueil/index_deu.php

Montpellier

Französisches Lebensgefühl
Französisches Lebensgefühl

In Montpellier wurde es richtig heiß, ein Vorgeschmack auf den Sommer. Wir sind in der Mittagszeit angekommen, die Stadt war leer, nur die Touristen saßen in Cafés unter den riesigen Sonnenschirmen.

"Die Stadt liegt in hügeligem Gebiet etwa 10 km von der Mittelmeerküste entfernt am Fluss Lez. Der ursprüngliche Name Monspessulanus leitet sich entweder vom Mont Pelé (nackter Hügel, vegetationsarm) oder dem Mont de la Colline oder dem Monte Pestelario ab."  (AUS: Wikipedia)

"Montpellier - die Stadt, in der die Sonne nie untergeht!
Auf halbem Weg zwischen Spanien und Italien, kaum 7 km vom Mittelmeer: Montpellier steht regelmäßig auf der Hitliste der beliebtesten Städte der Franzosen. Mit engen Gassen und sonnigen Plätzen, internationalen Festivals und Studentenfesten bietet Montpellier eine außergewöhnliche Lebensqualität, die ihresgleichen sucht." Aus: http://ch-de.franceguide.com/reisethemen/stadtereisen/entdecken-sie-die-stadte/montpellier/home.html?NodeID=240

Und tatsächlich, es ist sehr meditteran, manche Ecken sind wie in Prag, verwinkelt und sehr gemütlich. Wir verbringen hier den Nachmittag des ersten Tages und den Vormittag des nächsten, bevor der Zug uns wieder nach Paris bringt.

Nach der Siesta, als die Sonne ihren Reiz gemindert hatte, füllten sich die Straßen mit Menschen, Straßenkonzerten und -darbietungen jeglicher Art: von Brakedance bis zu Tanzeinlagen. Eine Gruppe Musiker fesselt unsere Aufmerksamkeit; denn es ist nicht nur die mitreißende Musik auf hohem Niveau, die die jungen Burschen spielen; vielmehr sind es zwei barfuß tanzende Mädchen, langbeinig, graziös, sehr natürlich, und zwei Riesenköter, die zu dieser Musik die Mädchen begleiten, und zwar dermaßen musikalisch und rhythmisch, dass man unwillkürlich dies sich ansehen will. Wir bleiben stehen und machen Aufnahmen davon. Einer der Hunde zieht vorbei: er gehört nicht zu der Truppe, der andere  bleibt und mischt kräftig mit.

An diesem Abend bin ich ziemlich erledigt und im Hotel lockt nicht mal unser allabendliches Ritual, auf dem (meistens Doppel-) Bett zusammen zu essen, fernzu sehen, im Internet zu surfen, e-mail  zu schreiben, sich zu unterhalten, Eindrücke auszutauschen und zum Schluß, wenn die Worte und Gedanken nicht mehr kommen, still nebeneinander zu liegen oder sich  wohlig gegenseitig anzugucken. Als ob die vergangenen Tage aus unserer gemeinsamen Zeit zurück wären...

Nein, in diesem Hotel haben wir getrennte Betten - Gott sei Dank, denn dann kann ich zumindest ruhig schlafen, ohne nach jedem Ruck meines Kindes aus dem Bett zu fallen oder frierend ohne Zudecke versuchen, mich mit meinem Stola notdürftig zu bedecken, oder, was am schlimmsten ist und hängt jeweils von der Qualität des vorhandenen Bettes, verzweifelt auf den Fußboden zum Schlafen zu ziehen, auch wenn es dort hart und kalt ist. Nein, dieses Bett ist bequem, hat eine Zudecke NUR für mich und mein liebes Kind darf in ihrem Bett quer schlafen, wie sie es schon immer gemacht hatte. Schon mit 6 Monaten, als mein süüüßes Baby sich drehen gelernt hatte.

Ich schlafe sofort ein und am nächsten Tag bin bereit, diese Stadt zu erkundschaften, wogegen meine Tochter weiter krampfhaft versucht zu schlafen. Ich gehe in die Stadt und genehmige mir dort erstmals eine Riesentasse Kaffee. Die Sonne heizt an, und wir sind echt froh, wieder zurück in den Frühling in Paris zu fahren.

 

Weitere hilfreiche Links zu dieser Stadt:


Über Montpellier

http://www.frankreich-sued.de/montpellier-server/allgemein.htm

Historie von Montpellier

http://www.frankreich-sued.de/montpellier-server/historie.htm

Sehenswertes in Montpellier

http://www.frankreich-sued.de/montpellier-server/sehenswert.htm

Berichte über Montpellier

http://www.frankreich-sued.de/montpellier-server/berichte.htm

 

Wieder in Paris

Pariser Mode
Pariser Mode

Paris erwartete uns mit wechselhaftem kühlem Wetter. Wir hatten noch einen späten Nachmittag vor uns mit vielen Plänen. Aber im Hotel sind wir einfach weggeknickt; der schnelle Übergang von der Hitze des Sommers in Montpellier zu moderater Kühle in Paris konnte auch meine jüngere Begleiterin nicht ohne weiteres wegstecken. Also machten wir das Beste aus der Situation: viel trinken, viel surfen und nicht sprechen: das war anstrengend.

Am nächsten Tag musste mein Kind zurück fahren, wir hatten etwas Zeit bis zu ihrem Zug.

Wir machten uns zum STARBUCK - Café im Pompadour-Centrum. Davor standen die Menschen Schlange, obwohl ringsherum viele Brasserien mit Tischen auf den Straßen lockten. Aber hier kann man den besten Kaffee bekommen, in einer gemütlichen Atmosphäre stundenlang sitzen, an eigenem Laptop im Internet surfen oder sich mit den Freunden (Lehrern) treffen, um Hausaufgaben zu erledigen. Die Riesenpappbecher mit einem KALTEN Kaffe brachten uns Munterkeit und Frische, färbten aber gleichzeitig die Lippen blau. Ein heißer Tee mußte die Sache verbessern.

Inzwischen füllten sich die Straßen ringsherum mit den Sonntagsspaziergängern, neugiereigen Touristen, Straßenakrobaten und -musikern. Wir machten eine Fotosession an jeder Ecke und an jedem Laden: Erinnerungen wurden festgehalten.

Nachdem ich Julez zum Bahnhof gebracht hatte und ihr nochmal zugewinkt hatte, wollte ich mir noch ein Buch zum Lesen kaufen. Im Regal mit ausländischen Büchern standen nur Goethe und Kafka. Die englischsprachigen waren etwas besser bestückt. Hier habe ich meine Fortsetzung für den neuesten Vampir-Roman von Stepheny Meyer (bekannt durch den Film Twilight) gefunden. Ich wollte es aber auf DEUTSCH lesen. Also kaufe ich mir den in Deutschland, gleich nach der Ankunft in Frankfurt. Dort werde ich etwa 20 Minuten bis zum nächsten Zug nach Dresden haben. Denn so ein Roman verkürzt ungemein die Zugzeiten, und ich werde 12 Stunden auf Achse sein, bevor ich in meiner Kleinmetropole von Zittau eintreffe.

So ist es dann auch gekommen: die schnelle Fahrt Paris-Frankfurt (bloß 3,5 Stunden); ein schneller Griff ins Regal in der Bahnhofsbuchhandlung (rieseig, vielseitig, spitze, die dicken Leseschmöcker gleich an der Kasse), Proviant für die nächsten Stunden an den Imbisskiosken gesichert und -  warten auf den Zug. Denn der hatte Verspätung. Das ist doch nichts Neues, oder? Zum Glück hatte ich alle Zeit der Welt vor mir und musste nicht meinen Anschluß in einem Pariser Zug bekommen, wo man ohne Reservierungen erst gar nicht einsteigt. Darüber haben sich nämlich meine Mitreisenden (Damen) mächtig aufgeregt. Ich hörte ihren unglaublichen Geschichten über die Reise mit der Deutschen Bahn mitfühlend und neugierig zu. Selbst aber freute mich schon auf die spannende, heiße  Lektüre über eine romantische Liebe einer 17-Jährigen zu einem verbotenen Wesen.

Zu Hause hat meine Recherche zu diesem Titel gezeigt, dass es insgesamt 5(!) Bänder über diese Geschichte gibt. Den nächsten Titel wollte ich sofort kaufen, hatte aber keine Lust 25 Euro dafür auszugeben. E-Bay bot mir, den Roman ab 2 Euro zu ersteigern. UND: man wartete  bei diesem Gebot bloß 1 Tag und 17 Stunden. Ich gab mein Gebot ab. 1 Tag und 17 Stunden später wurde ich benachrichtigt, dass ich dieses Angebot nicht ersteigern konnte, weil ich nicht die Meistbietende war. Inzwischen erhöhte sich der Kaufpreis auf 15 Euro plus Versand. Hach, war ich erleichtert darüber: nun konnte ich es mir über die Fernleihe meiner Uni-BIBO kostenlos bestellen.

Puppen und die Welt der Mod

Ja, das ist das Ergebnis des Schaufenstershoppings. Ich konnte einfach nicht an diesen Ideen vorbeikommen: die bunte Welt der Stoffe und das, was man alles machen kann außer Kleidernähen! Da ich mich im Moment sehr mit den Puppen beschäftige, ist das eine solide Basis für die eigenen Kreationen.

In Toulouse habe ich einen feinen Stoffladen entdeckt, Kostbarkeiten aus der Hand der geschickten Näherinnen; wertvolle Coupons, Brokatstoffe, mit Stickerein geschmückten Seiden... Ohm... Hier kommt frau in Verzückung. Ich habe mir ein Stück Stoff ausgesucht und wollte zahlen. Komisch, so fortschrittlich wie die Franzosen in Richtung Kunst und Design sind, so zäh und weltfremd treten sie den Ausländern gegenüber. Sie (die Verkäuferin) wollte mich nicht verstehen, außerdem wollte sie gleich ihre Mittagspause machen. Vor meiner Nase verschloss sie die Tür mit einem kunstvollen Gitter. Als ich meinen Geldschein gezuckt habe, wusste sie sehr wohl, worum es geht. Ja,ja, Geld bleibt auch hier das internationale Verständigungsmittel.

In einem anderen Knopfladen mit Nähutensilien betrachtete ich lange verschiedene Knöpfe und Schließer für die Jacken. Der Verkäufer (ein Mann) kam mit mir ins Paudern. Ich hatte keine Lust mein schlechtes Englisch zu benutzen, also quasselte ich auf Deutsch. Wir konnten uns verständigen, sogar amüsiert haben wir uns über die uns zur Verfügung stehenden Floskeln wie Bonjour, Madame, au revoir etc. Aber wir konnten uns verstehen, natürlich auch mit Hilfe von drei Sprachen und Gestik. Macht nichts, wie auch immer, es kommt zur Kommunikation, darauf kommt es bei einer Fernreise an. Denn den ganzen Tag nur mit sich selbst zu sprechen, macht keinen Spaß. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen Aufmerksamkeit unserer Umgebung.

Am deutlichsten kam mir die Unlust der Franzosen auf Fremdsprachen an einem Schalter der Franz. Eisenbahn, als ich meine Fahrtkarte nach Deutschland umbuchen wollte. Die Dame wollte mit mir nicht sprechen, weil sie nur Französisch kann. Nichtsdestotrotz nahm ich einen Bleistift, ein Stück Papier und erklärte ihr auf Deutsch, was ich wollte. Das sie es nicht von ihrem Platz aus machen konnte (meine Umbuchung vornehmen), habe ich verstanden, wollte aber dies nicht akzeptieren. Leichter ging das Procedere, als ich meine Hot-Line in Deutschland angerufen habe und in 5 Minuten alles erledigt hatte.

Es gibt aber angenehme Ausnahmen im Land der totalen Fremdenabwehr. So gab es in Toulouse einen Ramschladenbesitzer, der sehr gut Deutsch konnte. In diesem Laden fand ich wunderbare Knöpfe für meine eleganten Umhänge aus Patchwork und ein Paar Puppenaugen mit Wimpern. Es lebe der Ramsch!

Die jungen Leute sind da weniger scheu, was die fremden Kulturen und Sprachen angeht. Sie leben ja in multikulturellen Brennpunkten wie Pariser Vororte, gehen mit ihren arabischen Komilitonen in dieselbe Schule, und in Paris gibt es sogar eine russische Gemeinde. In einem QUICK-Restourant kam ich mit zwei Schülern ins Gespräch (man beachte: es war die Schlange an den Toiletten!). Man musste sich verständigen, denn jeder wollte in dieses Zimmerchen, und ich sollte nicht als erste da reingelangen. Also plauderten wir ungezwungen über diese Situation. Und voila- man hat sich geeinigt! Not macht erfinderisch!

Pariser METRO...

Aus Wikipedia: Metrostationeingang
Aus Wikipedia: Metrostationeingang

... ist das schnellste und bequemste Verkehrsmittel. Es ist alt. Am Tage sehr voll, besonders im Zentrum. Das schönste davon ist, dass wenn man sich als Fremder in der Stadt veriirt, steigt man unter die Erde am Eingang mit einem Schild METROPOLITAIN und schon findet man sein Ziel, vorausgesetzt, man hat es gelernt, sich mit dem Verkehrsmittelplan umzugehen. Ach ja, und aufpassen, lieber Besucher: hier gibt es furchtbare Quetschtüren, die vor Schwarzfahrern schützen sollten. Und die unerbärmlich zuschlagen, willst dich hindurch schleichen. Und wehe, wenn du einen Koffer dabei hast, der deine ganze Garderobe für das volle Jahr enthalten soll. Die entwertete Fahrkarte sollst du unbedingt gut verwahren, bis du dich wieder nach oben gefunden hast: diese Karte dient oft als Passkontrole beim Ausgang; und manchmal (ich habe es selbst nicht erlebt) wird sie auch von Kontrolleuren inspiziert.

   Der Metrowagen schaukelt sehr, besonders die alten, ausgedienten Wagen, die in den Randzonen fahren. Und es ist immer sehr eng, in jedem Wagen, da viele Gäste von den zentralen Bahnhöfen mit ihren Schrankkoffern durch die Gegend kutschieren.

Für die Sicherheit wird an Brennpunkten wie Gare du Nord und ähnliche gesorgt: Militärpatroullien, voll bewaffnet, zu zweit oder zudritt flanieren durch die Gänge, an jeder Ecke stehen uniformierte Frauen mit Gewähren und Messern &Schlagstöcken hinter den Gürteln und schauen dich mit Wachhundeaugen an. Wenn man diesem Blick zufällig begegnet, läuft es einem kalt über den Rücken. Man sollte sie aber als Schutzengel betrachten: es heißt, die Gangs (meistens aus der schwarhäutigen Bevölkerung von Paris) machen Probleme und belästigen die angereisten Gäste.

Aber man kennt ja diese Probleme nicht nur aus den Nachrichten im deutschen Fernseher.

 Vor einigen Jahren, als ich mit meiner Familie nach Disneyland Paris am Gare du Nord ankam, wollte mir ein eifriger junger Mann (schwarzhäutig) beim Kauf der Metrokarten zum Disneyland am Automaten behilflich sein. Er hat für uns viere diese Karten gekauft und mit eigener Kreiditkarte bezahlt. So viel Selbstlosigkeit erwartet man ja nicht! Natürlich hat mein Mann den vollen Preis erstattet - über 300 DM. Ich muss sicherlich nicht erzählen, dass diese Fahrtkarten leere Attrappen waren: dank ihnen hat mein Sohnemann (damals zarte 8 Jahre alt) die Bekanntschaft mit den Quetschntüren gemacht, ich musste einen Rumpelstielzchentanz meines Ehegatten ertragen, einen panischen Ausraster meiner 12-jährigen Prinzessin bändigen, auf unser unzähliges Gepäck aufpassen und die ganze Truppe durch nicht enden wollende Tore nach Disneyland durchschleusen in echter Überzeugung, dass die teueren Metrokarten in diesem besch...en Metro nicht korrekt ihren Dienst leisten.

Am frühen Tag findet man in Pariser Metro improvisierte Auftritte von Musikern, manche sind sogar sehr professionell-   hier war eineGastgruppe von Vielharmonikern mit einer klassischen Musikdarbietung auf hohem Niveau. Sicherlich eine Gruppe aus der ehemaligen Sovjetunion, die etwas Taschengeld dazuverdienen wollte, bevor sie abend vor einem soliden Publikum zu teuren Preisen dasselbe spielte...

Métro fahren in Paris

Mehr dazu auf den Internetseiten:

http://paris.sehenswuerdigkeiten-online.de/sights/metro-paris.html

 

http://www.urbanrail.net/eu/par/paris.htm

 

Und hier einige Beschwerden der Bevölkerung über die Verkehrsmittel in Frankreich auf typisch französische Art:

Une chanson sur les grèves de transports en commun... Cette chanson figure dans le premier album de Xavier Mérand "toutes les histoires ont une chanson" paru en 2005 mais est figure pour la premièr...