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Freude an der Arbeit lässt das Werk trefflich geraten. Aristoteles

Galina und Gennagij: die Anfänge...
Galina und Gennagij: die Anfänge...

Im laufenden Deutschkurs ist das Thema "Poetische Grammatik". Das Lehrbuch bietet Konjugation der Verben als Gedichte. Und nun ergibt sich, dass Gedichteschreiben ein Kinderspiel ist, auch für die, die die Sprache erst lernen. Und einfache Worte ergeben plötzlich einen tiefen Sinn, z. B. :

 

ZÄHLREIM - EIN LIEBESGEDICHT.

 

Eins- zwei -drei -

ich bin nicht frei.

Zwei - drei - vier -

es gibt kein WIR.

Drei - vier - fünf -

es ist gegen Vernunft.

Fünf -sechs - sieben -

ich darf nicht lieben.

Sieben -acht -neun: och!

ich tue es doch...

Acht - neun - zehn -

ich will dich seh'n.

Eins -zwei -drei -

lass mich nicht allein.

 

 

Und so kann man diese Zählerei fortsezten und sich über die Unzulänglichkeit einer ungünstigen Beziehung beschweren.

 

Oder: Wir konjugieren das Verb schreiben:

 

Sie schreiben.

Wir schreiben nicht.

Sie schreibt.

Er schreibt nicht.

Ich schreibe.

Du schreibst nicht.

Es geht um die Liebe

in diesem Gedicht.

Bitte schreibe mir -

bitte schweige nicht.

Es geht um die Liebe

und das ist kein Gedicht.

 

Man kann es auch mit LEBEN" versuchen:

 

Ich lebe

du lebst

er lebt

und sie lebt auch.

Wann leben wir?

Und ihr: lebt ihr denn?

Es lebe das Leben,

des Lebens Sinn.

     ...

Ich lebe, also ich bin.

 

Komisch, ich habe lange keine Gedichte schreiben können, und nun kann ich damit einfach nicht aufhören. Morgen werde ich diese Spielerei in der Gruppe zum Nachmachen anbieten. Die Frauen machen so was gerne, bei den Männern klappt es nicht immer. Ich habe in dieser Gruppe einen russichen Dozenten für die Berechnung von Wasser (was auch immer das bedeuten Kann - ich weiß nicht, wozu man diese Disziplin unterrichtet und auch wissenschaftlich bearbeitet). Er kommt aus Moskau und am Anfang hat bezweifelt, ob Deutschlernen sich lohne. (Englisch beherrscht er.) Es ist etwas beklemmend, einen Kollegen zu unterrichten, denn die Kollegen nehmen den Lehrer besonders unter die Lupe: die besserwissenden Lehrer! Ich bin selbst nicht anders. Seine Skepsis verjage ich ihm, indem sein Kopf am Ende nur noch so rauscht. Inzwischen betrachtet er mich mit runden Augen, die aus seinem erhitzen Gesicht schauen. Ich muss dabei innerlich soooo lachen... Aber es macht Spaß, mit den intelligenten Leuten zu arbeiten, die rein rational die Sprache erlernen.

Wir spielen die Fahrgemeinschaft

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Oma (Donnerstag, 12 November 2009 20:43)

    Die Oma schreibt: Habe mir gestern von Haruki Murakami - nachdem ich kürzlich von der "Gefährlichen Geliebten" auf Eurer Kreuzfahrt gelesen hatte - "Sputnik Sweetheart" von ihm ausgeliehen. Unter anderem auch noch von Jewgeni Jewtuschenko "Der Wolfspass", Abenteuer eines Dichterlebens. Von ihm wurden im TV einige Gedichte vorgelesen. Und Du dichtest mit russischen Dozenten, die ausgerechnet Wasser berechnen? Das muß ja was gräßliches sein, ich meine das Berechnen von Wasser! Viel Erfolg wünsch´ ich Dir bei der "Poetischen Grammatik" und natürlich beim Dichten - was Du so alles machst