Le Chat und das Mädchen

FRAUENGESCHICHTEN - Fortsetzung

Zeichnung: J.D.
Zeichnung: J.D.

Es lebte einmal ein junges Mädchen, das unbedingt seinen Weg in der Welt entdecken wollte. Und so hatte es nach der Schule das Elternhaus verlassen und ging auf Studienreisen. Nach einigen Jahren beschloss das Mädchen  sein Leben und Studium in Frankreich fortzusetzen. Es mietete sich mit den anderen jungen Abenteuerinnen ein Haus und richtete sich dort ein. Eine Mitbewohnerin hatte eine Katze, eine andere einen Hund ins Haus mitgebracht. Das mit dem Hund lief nicht so gut: als kleiner Welpe, verspielt und niedlich, wuchs der Hund binnen 3 Monate zu einem Riesenmonster heran, das bald nur Unfug und Streit im Haus verursachte: er war nicht stubenrein, klaute Sachen von den Mädchen und bald verdrosch er auch die Katze. Also musste der Hund wieder aufs Land, wo er mehr Auslauf hatte. Und so blieb nur die Katze im Haus. Das war allerdings ein Kater. Das Geschlecht ist in dieser Geschichte wichtig. Das Frauchen dieser Katze arbeitete den ganzen Tag, der Kater war einsam. Das Mädchen (mein Mädchen) war auch sehr einsam im fremden Land, in diesem großen Haus. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die beiden einsamen Seelen sich gefunden hatten. Der Kater schlich sich immer öfters in das Zimmer meines Mädchen, spielte mit seinen Sachen herum -  oft fand das Mädchen seine Kopfhörer zerbissen oder es fehlte irgenwelches Untensil aus seinem Besitz und fand sich dann in einem anderen Zimmer, oder die frisch vorbereitete Schnitte verschwand vom Tisch - meistens war sie dann zur Hälfte verspeist. Das Mädchen wusste, wer der Verursacher war, aber der Kater schmuste gerne und oft diente er als Wärmeflasche oder als Einschlafpuppe im Bett oder auch als kleiner Geselle, der die Zeit schöner macht. Und so gewöhnte sich das Mädchen an den Kater und mochte gerne, wenn er ihr ins Ohr schnurrte. Ich habe dabei meinen Verdacht, dass der Kater auch nicht ganz so gleichgültig blieb: er bisss dem Mädchen ganz zärtlich die Ohrläppchen und beleckte siene Ohrmuscheln, was dem Mädchen Gänsehaut im Rücken verursachte, aber es war ein angenehmes Gefühl.

         Das Mädchen hatte keine Besucher. Aber einmal kam sein alter Freund für ein paar Tage zu Besuch. Er entdeckte, dass der Kater einige unangenehme Gewohnheiten innehatte, und so hat er in der Zeit, wo das Mädchen im Unterricht war, den Kater erzogen. Er war erfolgreich dabei, le Chat hatte Respekt vor dem Mann.

Der Vorfall passierte nach einer Zeit, als der Besuch fort war. Es ist nicht klar, was ihn verursachte: war es ein Rachefeldzug, weil das Mädchen le Chat für den ganzen Tag draußen in der Kälte ausgesperrt hatte, oder weil le Chat sich sehr mächtig über das Mädchen gefühlt hat, - wie auch immer. Eines Abends kam er zum Mädchen ins Bett, kuschelte sich bei ihm ein und vergrub seine scharfen Zähne im Oberarm des Mädchens. Das war sehr schmerzvoll, es blutete stark. Das Mädchen wurde wütend. Der Kater verschwand unter dem Sofa im Wohnzimmer, nur der Schwanz verriet ihn. Der Schwanz einer Katze ist eine praktische Vorrichtung für die Verfolger: man packt daran und zieht die Katze aus ihrem Versteck. Ich muss sicherlich Ihnen, lieber Leser, nicht erzählen, was le Chat an diesem Abend erlebte und wie er bestraft wurde. Ich sage nur eins: jedesmal, wenn das Mädchen die Hand hob, duckte sich der Kater oder ergriff sogar die Flucht. Mein Mädchen war einige Zeit verstört und verärgert. Aber die Wunde heilte schnell (bei den jungen Menschen heilt alles sehr schnell, sogar der Liebeskummer). Und da mein Mädchen grade zu dieser Zeit eine schlimme seelische Phase durchlebt hatte, brauchte es einen Tröster. Le Chat war wieder zur Stelle.

Кошки Татьяны Родионовой

http://www.zoopicture.ru/koshki-tatyany-rodionovoj/

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Kommentare: 1
  • #1

    t-online.de (Freitag, 19 März 2010)

    Hallo Marina! Nun sitze ich schon eine 3/4 Stunde am Computer und lese über die Katze und das Mädchen, Köln, Frauengeschichten und Kreuzfahrt und es ist so spannend... (Eigentlich wollte ich mehrere Bücher in der Erfurter Bibliothek aufrufen und ein par Biografien in google "nachschlagen", das werde ich also morgen machen.) Jetzt will ich noch mal Deine Aufsätze (oder nennt man das Blogs) lesen.