Russland, oder die Selbsterkennung

Still saß ich im Auto nach meiner Rückkehr aus Russland und gedankenversunken betrachtete an mir vorbeiziehende Landschaft der Böhmischen Schweiz. So grün, so licht, so ruhig und lieblich... Die rasenden Rhythmen des S.-P. und das krankmachende Wetter meiner Heimatstadt saßen tief in den Knochen. Ich fror auch andauernd, als ob der prasselnde Regen der letzten Tage dort mir alle Empfindungen ausser Kälte weggespült hätte...

Ich musste feststellen, dass ich einen Kulturschock erlebt hatte, als ich nach kurzem Flug in der neuen Behausung meiner Mutter angekommen war. Sie zog vor kurzem zu ihrem Freund ein. Die Wohnung war klein, für zwei völlig ausreichend, aber nicht für noch zweie Angereisten gedacht. Sie boten uns ihre Schlafcouch an und selber wollten auf dem Fußboden in der Küche nächtigen, zwei alte Leutchen, die sich so auf uns gefreut hatten, besonders auf das "kleine Mädchen" Julia. Natürlich konnten wir das nicht zulassen und übernahmen die Fußbodenstelle am Fenster selber. Es war hart. Bot aber in den ersten Tagen etwas Kühle an, da es in der Stadt eine Hitze wie in Griechenland ausgebrochen war. Nach einigen Tagen schmerzten unsere Rücken und die neuen Luftmatratzen verbessetrten unsere Schlafqualität. Meine Tochter zählte ihre Tage bis zum Abflug, ich biss mir die Zähne zusammen und musste noch weitere Tage mit meiner neuen Familie verbringen.

 

Die gemeinsamen Tage verbringen wir in der Stadt. Es ist heiß, deswegen werden die Grünanlagen im Stadtzentrum zu unserer Heimcouch und Erquickungstelle. Nach einigen Stunden erkundschaften wir die Sehenswürdigkeiten von S.-P.

 

Wir besuchen meine Jugendfreunde und stellen fest, dass an Gastfreunschaft nirgendwo fehlt. Für mich ist es so, als ob ich die Stadt erst gestern verlassen hätte und wieder aufgetaucht sind die Menschen für mich wieder da.

 

Wir besuhen meinen Schulfreund. Mit ihm war ich von der ersten bis zur letzten Klasse zusammen. Unsere freundshaft begann aber erst nach dem ersten Klassentreffen und hält bis heute. Nun ja, in abständen von 5-10 Jahren: je nach dem, wann ich wieder auftauche. Dazwishen gibt e skeinen Kontakt. Aber wenn ich dann auf seiner Türmatte stehe, dan fangen wir an, wo wir zuletzt aufgehört haben. Mit den entsprechenden Updates, was die Familie anbetrifft. Diesmal hatte ich meine erwachsene Tochter dabei. Seine Wohnung kenne ich auh schon seit Jahrzehnten. Mein Kind meinte, dass es mir auch so ergangen wäre, wäre ich hier geblieben: man lebt immer am selben Ort, pflegt die Beziehungen mit den selben Menshen und ändert sich nicht. Na gut, die Gesichter werden nicht jünger, der Körper nimmt am Umfang zu. Die Gefühle bleiben wie damals. Und bei sdo einem Freund fühlt man sich wieder jung. Es verbindet ja auch einen die Jugend.

 

Der  Besuch meiner Jugendfreundin aus der Uni-Zeit gewährt meinem Kind Einblicke in das Leben der höheren Schicht: auch hier findet man die Spuren eines Wohlstandes mit dem Akzent auf andere Werten als bloßer Reichtum. Hier pflegt man geistige Interessen, man investiert in die intellektuellen Gespräche, Reisen zu den spirituellen Orten.

 

Nach 10 Tagen unserer gemeinsamen Spaziergänge durch die Stadt bringe ich das Kind zum Flughafen und auf dem Rückweg rutsche bei meiner Sandkasten-Freundin vorbei. Mit ihr war ich seit meinem 5.Lebensjahr zusammen. Diese Freundshaft trug uns beide durch dick und dünn. Egal, was passiert war, kamen wir immer zusammen.

Ich habe sie nicht erreicht und schreibe einen Zettel mit meiner neuen Adresse und Telefonnummer, den ih durch den Briefkasten in die Wohnung shiebe. Ich war schon unten am Ausgang, als die Fahrstuhltür sich öffnet und eine vollschlanke Grazie nach mir ruft. Ich habe meine Freundin niht gleih erkannt, sie mich schon. Bei ihr zu Hause erfahre ich, dass sie Kummer hat: ihr Lebensgefährte kam mit Atemnot ins Krankenheit. Die Hitze der letzten Tage hat ihn an den Rand der Erstickung gebracht. Der Mann hat Angst bekommen und wollte seine Beziehung zu ihr amtlich legalisieren, damit meine Freundin für Fall der Fälle versorgt zurük bleibt. Sie leben seit 15 Jahren zusammen und nie war das so wichtig wie jetzt. Wir trinken Kongak, den die beiden für ihre Hohzeit gekauft haben. Das hilft die Unruhe der Ungewissheit wegzunehmen.  In den nächsten Tagen wird meine Freundin alle Papiere einsammeln, um die Hochzeit im Krankenhaus abzuhalten. Das ist wichtig, sonst verliert sie die wunderschöne Wohnung ihres Lebensgefährten und all seine Reichtümer und Grundstück mit den wertvollen Bildern seines Opas (er war bekannt, verkaufte sih gut und heute noch werden diese Bilder in den großen Museen ausgestellt) an die gierige Anverwandschaft! Sie entschuldigt sich, dass sie bis zu meinem Abflug keine Zeit für mich hat: es wurde Krebs festgestellt, nicht operabel, aber eine Chemotherapie möglich. Der Mann starb eine Woche später, einen Tag vor dem Hochzeitstermin in den Armen meiner Freundin. Der Standesamt wollte anschließend wissen, warum sie nicht zum Termin erschien. "Der Bräutigam war vershieden", kam die Antwort. Als Trost meinten die Leute, dass es trotzdem eine Möglichkeit besteht, die Hochzeit zu vollziehen, aber erst 6 Monate später: seine Willenserklärung liegt ja da. Inzwischen haben diverse Verwandten dritten Grades ihre Ansprüche auf alles erhoben, vor allem aber auf die Schlussel zu der gemeinsamen Wohnung. Ein Kampf steht an...

Obdachlose Hunde wollen unseren Schutz
Obdachlose Hunde wollen unseren Schutz

Weitere Bilder finden sich hier:

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