Geschichten aus Russland

Heute möchte ich über die Cousine meiner Mutter erzählen. Sie ist über  70 Jahre alt und war schon öfters verheiratet. Sie hat ihre drei Männer überlebt. Sie hatte  nie Kinder, weil sie mit 16 Jahren eine unglückliche Abtreibung vorgenommen hatte. All ihre Männer waren viel jünger als sie. Der letzte Mann war 20 Jahre jünger und er ist mit 52 gestorben. Am Darmkrebs. Eigentlich ist er verhungert, weil er in den letzten Wochen nichts zu sich genommen hatte. Er wollte sterben.

Sie hatte ihn auf ihrer Datsche kennengelernt . Sie kam sporadisch dorthin, im Sommer mehr, im Winter weniger. Er hauste im Nachbarrnhaus, total verfallen, und ganz alleine. Er hatte kein Geld -  er verdiente nichts und bekam auch keine Rente . Wer weiß,  wovon er überhaupt lebte. Im Winter sauberte er die Wege zu ihrem Haus vom Schnee, im Sommer plauderte er mit ihr ein bisschen. Sie fing an nach ihm zu gucken, brachte ihm Lebensmittel und gab auch ab und zu etwas Geld.

Im letzten Herbst hat sie ihn zu sich genommen, weil er fiebrig war. Zuerst war es eine Rippenfellentzündung. Dann wurde auch der Krebs diagnostiziert. Sie hat seinen Sohn ausfindig gemacht, er hatte auch wohl einige Frauen, aber sie wollten ich nicht bei sich haben. Er hatte einen schwierigen Charakter. So landete auf der Straße wie ein reudiger Hund. Den ganzen Winter hat sie ihn gepflefgt. Sie hat seine Unterlagen für di.ten April bekommen. Er ist eine Woche davor gestorben. Die Beerdigung hat diese Frau auf eigene Kosten gemacht. Das heißt die Einäscherung.

Und die Urne mit seimer Asche wollte sie bis zum  Frühling in seinem Haus aufbewahren. Denn es ist noch Winter in St Petersburg: der Schnee liegt ziemlich dicht und die Erde ist durchfroren. Sie berichtete von seinem schwierigen Charakter, davon dass er auch sie von sich weg gestoßen hat. Er wollte nicht in den Hospiz geht zum Sterben. Aber mit dieser Frau konnte er auch nicht in Frieden leben. Sie hatte ihn dennoch den ganzen Winter gepflegt und versorgt .

Wer weiß schon, wie viele solche Männer ohne Beistand und Geld auf den Straßen im weiten Russland ganz alleine sterben. Und wer weiß schon, warum sie so sind warum sie auch sterben wollen. Denn es gibt es eigentlich keinen Grund so eines grausamen Todes zu sterben. Nicht mit 52!  Dieser Mann hatte einfach Glück: er wurde von einer Frau aufgenommen und fast aufgepäppelt.Wenn er gewollt hätte, wäre er nicht gestorben.

 

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